Orthomolekularmedizin

Die Orthomolekularmedizin beruht auf der Behandlung gestörter Körperfunktionen mittels körperverträglicher und körpereigener Stoffe, so genannter Nutrienten, wie Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Aminosäuren, Fettsäuren und Verdauungsenzyme.

Veränderte Ernährungsgewohnheiten und Umweltbedingungen können zu einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen führen. Der Ausgleich dieser Mangelzustände ist einer der Ansatzpunkte der Orthomolekularen Medizin. Die rund achtzig Substanzen, die im Rahmen dieser Behandlungsweise verwendet werden, sind alle in der natürlichen Nahrung vorhanden oder aus dieser heraus konzentriert. Die Diagnose wird auf Grund von Messungen in verschiedenen Körpermaterialien wie Blut, Urin, Haare, Schweiss gestellt.

Orthomolekulare Arzneimittel haben in der richtigen Dosierung keine Nebenwirkungen, da es keine körperfremden Stoffe sind. Die gleichen Stoffe, die jeder Mensch in kleiner Dosis von Natur aus benötigt um gesund zu bleiben können in höherer Dosierung zur Behandlung von Krankheiten wirksam sein.

Als Wegbereiter gilt Linus Pauling, Träger des Chemie- und Friedensnobelpreises, der den Ausdruck 1968 erstmals in einem Aufsatz über orthomolekulare Psychiatrie gebrauchte. Orthomolekulare Medizin ist nach Pauling „die Erhaltung guter Gesundheit und Behandlung von Krankheiten durch die Veränderung der Konzentrationen von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.

Ausgangspunkt der orthomolekularen Lehre ist die kontroverse These, dass es heutzutage kaum noch möglich sei, sich über ausgewogene Ernährung ausreichend mit sogenannten Vitalstoffen zu versorgen, weil die Lebensmittel aufgrund von unnatürlicher Züchtung, Transport, Lagerung und Zubereitung nur noch einen Bruchteil der ursprünglich vorhandenen Stoffe enthielten. Dies führe zu chronischem Mangel beim überwiegenden Teil der Bevölkerung. Daher ist gemäß der orthomolekularen Denkweise eine Zuführung dieser Vitalstoffe über Nahrungsergänzungsmittel notwendig.

Die meisten Vitalstoffe werden in der orthomolekularen Medizin beträchtlich höher dosiert als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Laut den Befürwortern der orthomolekularen Ernährung gibt es unter anderem Erfolge bei der Behandlung von zahlreichen Krebsleiden und Neurodermitis. Ein naturwissenschaftlicher und medizinischer Beweis, dass solche erhöhten Mengen einen tatsächlichen Nutzen aufweisen, wurde jedoch nicht erbracht.

Die naturwissenschaftliche und medizinische Kritik fokussiert sich insbesondere auf drei Argumente:


Die angebliche Mangelversorgung der Bevölkerung entspricht nicht dem Ergebnis von anerkannten wissenschaftlichen Studien der Ernährungswissenschaft. So kommt die umfassende Studie der renommierten American Medical Society zur Schlussfolgerung, dass die Annahme einer weitverbreiteten Mangelversorgung der Bevölkerung mit Vitaminen und Mineralstoffen unzutreffend ist; dass die Annahme, viele Krankheiten würden auf ungesunde Ernährung zurückzuführen sein, falsch ist und dass die Annahme, dass viele Krankheiten durch Supplementierung geheilt werden könnten, irrig ist.
Die Wirksamkeit des Konzepts der orthomolekularen Medizin konnte bisher nicht mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien belegt werden und der zukünftige Nachweis gilt als unwahrscheinlich. Für die Mehrheit der eingesetzten Stoffe liegen keine anerkannten Doppelblindstudien vor, die Nutzen, Nebenwirkungen und Gefahren dokumentieren und den tatsächlichen Bedarf jedes einzelnen Stoffes zu bestimmen ermöglichen.
Die Überdosierung der eingesetzten Vitalstoffe kann zu Gesundheitsschäden führen.

Viele Kritiker sehen die orthomolekulare Medizin als Pseudowissenschaft an, die vor allem das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln fördere und durch die Hersteller von Supplementierungsprodukten unterstützt werde.


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